Stellt euch vor, ihr steht in einem Meer von Dünen südlich der tunesischen Oasenstadt Douz, dem Tor der Sahara. Eine einladende Kulisse – zu Fuß oder in Gesellschaft eines Kamels. Um euch herum erblickt ihr eine faszinierende Landschaft. Geführt von Menschen der Wüste, am Lagerfeuer sitzend und den Sonnenuntergang genießend, in den Himmel schauend, während mensch versucht die Sterne zu ergreifen. Es fühlt sich an wie in Tausendundeine Nacht…

Üblicher Ablauf

Die Reiseführer_innen holen dich vom Hotel und fahren dich in die Wüste. Am Rand der Asphaltstraße triffst du die Beduin_innen mit den Kamelen. Die Kamele warten seit Stunden in der sengenden Sonne, welcher sie auch in den kommenden Stunden nicht entfliehen werden können. Dort beginnt das „Abenteuer“, du steigst auf ein „Wüstenschiff“ um und es geht los. Tag für Tag die gleiche Route, Stunde um Stunde in der erdrückenden Hitze – meist ohne Pause oder Verpflegung. In den Zelten der Beduinen angekommen gibt es neben Mythen, Sagen und lebhaften Erzählungen aus der Vergangenheit auch traditionell gebackenes Brot, gegrillte Hühner (noch nie ein Huhn durch die Wüste sprinten sehen?!) mit sämtlichen Beilagen und frischgepflücktem grünem Salat sowie super-traditionelle Softdrinks gereicht. Nach dem Abendessen wird eine Orientalische Show aufgeführt, mit schöner Musik, gespielt mit orientalischen Instrumenten. Die einzige echte traditionelle Unterhaltung von Menschen für Menschen des Abends. Dann fährt der Autokorso dich wieder ins Hotel.

Durch den technologischen Fortschritt spielen Kamele heutzutage für den Transport durch die Wüste eine untergeordnete Rolle. Schnellere und leistungsfähigere Transportmöglichkeiten, wie Autos und Transporter, haben diese Rolle eingenommen. „Kamel-Trekking“ dient einem Zweck: der Unterhaltung von Tourist_innen. Für den Profit gelangen die Gefühle und Bedürfnisse der Kamele schnell mal in den Hintergrund.

„Wüstenschiffe“ sind Lebewesen

Kamel-Trekking ist meist fester Bestandteil vieler Tourangebote in nordafrikanischen Ländern. Das sanfte Schaukeln auf den „Wüstenschiffen“ wird als einmaliges Erlebnis angepriesen. Dabei wird vergessen, dass es sich bei den „Wüstenschiffen“ um Lebewesen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen handelt. Was den Touristen jedoch nicht gezeigt wird, ist die Tatsache, dass die Kamele für die Aufgabe oft physisch verletzt oder psychisch gebrochen werden, um die Touren tagtäglich ohne Murren über sich ergehen zu lassen. Auch wenn die Wasseraufnahme und Fettspeicher besser an den extremen Lebensraum sind als die des Menschen ist es für sie kein Wellnessurlaub oftmals stundenlang ohne Wasserzugang in der segenden Sonne auf „abenteuerlustige“ Tourist_innen zu warten, die dann über Stunden auf ihren Rücken umherwackeln.

Kamelreiten in Deutschland

Für Kamel-Trekking braucht mensch jedoch nicht einmal in den Orient fahren. Mensch kann es auch in Deutschland finden… Und so drehen die Kamele ihre Kreise im nächsten Zoo, Tierpark oder Zirkus – fernab der Heimat der sanften Wüstenbewohner_innen. Runde um Runde, Tag für Tag.

Wissenswertes

  • Die Gangart der Kamele ist im Vergleich zu der der Pferde etwas sehr Außergewöhnliches. Der Passgang, so nennt mensch das gleichzeitige Auftreten mit beiden Beinen einer Seite, bewirkt ein einzigartiges Schaukeln – fast wie ein Schiff im Wellengang – dadurch entstand auch der Ausdruck „Wüstenschiff“.
  • Der im Orient häufig vorkommende Vorname »Gamal« heißt nichts anderes als Kamel. Während in Deutschland „Kamel“ eher als Schimpfwort verwendet wird, obwohl Kamele alles andere als dumm sind.
  • Unanhängig der Ausbeutung von Kamelen für den Menschen zu Unterhaltungszwecken, wurden und werden Kamele vor allem im Orient auch als „Last- und Zug“tier, als „Nutz“tier für Nahrung und Bekleidung und für das Militär gezüchtet.

Das könnt ihr tun

  • Wenn euch vor Ort die Buchung einer vermeintlichen „Attraktion“ mit Tieren angeboten wird, sagt dem_der Veranstalter_in höflich, aber unmissverständlich, dass ihr es aus Tierschutzgründen ablehnt.
  • Bittet eure Reiseveranstalter_innen / Reisebüros in Deutschland, Elefanten- und Kamelreiten sowie Delfinarien- und Zoobesuche aus Tierschutzgründen aus ihrem Katalog zu streichen und weist auf tierleidfreie Optionen hin.
  • Informiert eure Freund_innen und Familien über das Leid durch Tierattraktionen im Ausland.
  • Empfehlt tolle Unternehmungen für die kein Tier leiden muss.
  • Klärt andere Urlauber_innen auf! Denn nur wenn kein_e Tourist_innen mehr Geld für solche Aktionen bezahlen, wird sich das Leben der Tiere ändern.

Beitrag im Blog von ANIMALS UNITED lesen und kommentieren