Inzwischen ist es schon ein altbekanntes Spiel: Sobald ein Zirkus mit Tieren in die Stadt kommt, schlagen Tierechtler_innen und Tierschützer_innen Alarm und melden Proteste an. Im Gegenzug versucht der Zirkus, Letztere ins kriminelle Licht zu rücken und ihre Forderungen zu entkräften. Dabei sind es häufig gerade die Zirkusunternehmen selbst, die negativ auffallen – so wie „Circus Louis Knie“ oder auch „Circus Alberti“ (oder wie auch immer mensch sich gerade nennen mag).

Auf dem Weg in die Arbeit, Anfang Juli, trifft mich fast der Schlag: Werbeplakate des „Österreichischen Nationalcircus Louis Knie“, fünf Auftritte an drei Tagen in Markt Schwaben. Der Zirkus führt neben Kamelen, Pferden, Ponys, Eseln, Lamas und Ziegen auch Wildtiere: zwei Affen und einen Braunbären – „Ben“. Die Wildtiere hat sich der Circus Louis Knie vom Circus Alberti „ausgeliehen“ – eine makabere Beschreibung. Tiere ausleihen, wie mensch es gerade braucht. Lebewesen wie Spielzeug herumreichen ist eine sehr grenzwertige Angelegenheit, ungeachtet der katastrophalen Zustände, denen Zirkustiere tagtäglich ausgesetzt sind. Dass ein Tier ein Lebewesen mit Bedürfnissen ist und kein Gegenstand, wird leider oft vergessen. Zurück nach Markt Schwaben: Ein Protest war bereits angemeldet. Der Stellplatz sollte vom Zirkus schon bezogen sein. Für Fotoaufnahmen wollte ich das Gelände sowie die Tierhaltung besichtigen, dabei stellte ich fest: Es war kein Zirkus in Sicht, nicht mal ein Zelt oder ein Wagen auf dem Grundstück. Ein Anruf bei der Gemeinde Markt Schwaben brachte schnell Klarheit: Der Zirkus hatte keine Genehmigung für diese Fläche bekommen. Die Werbeplakate wurden im Vorfeld unerlaubterweise angebracht. Somit wurde der Protest für einen Zirkus ohne Tiere wieder abgesagt.

Für Circus Louis Knie gab es dennoch Ärger: Wie sich herausstellte, war die Tierhaltung – wie seit jeher – alles andere als „vorbildlich und artgerecht“, so wie Zirkusunternehmen es gerne behaupten. In Dorfen bei Erding standen einige Pferde tagelang in ihren Boxen. Wenige Pferde hatten Zugang zu kleinen Grünflächen, diese waren jedoch ohne Schatten. Im Hochsommer bei über 30°C eine reine Qual. Auch der Wagen von Braunbär „Ben“ stand in der prallen Sonne, ebenso sein Freigehege. Er hatte zwar Zugang zu einem Außengehege und einem Wasserbecken, aber die Richtlinien für Zirkustiere sind sehr bedenklich. Für einen Braunbären unter zwei Metern Körperlänge reicht ein Gehege mit nur 12 m² – das ist viel kleiner als mein WG-Zimmer und ich kann es nach Belieben verlassen. Das Außengehege muss ihm nur mindestens sechs Stunden am Tag zur Verfügung stehen. Es reicht, sich seine eigene Wohnbedingung und seinen Ausgang vor Augen zu führen, um zu merken, dass diese Unterbringung keinesfalls dem Tier gegenüber gerecht ist. ANIMALS UNITED erstattete aufgrund der Missstände in der Unterbringung der Affen und des Bären Anzeige beim zuständigen Veterinäramt für Dorfen wie auch dem für Geretsried, dem Gastspielort, den Circus Louis Knie nach der Niederlage in Markt Schwaben aufsuchte. Insbesondere „Ben“ zeigt massive stereotype Verhaltensweisen in Form von stetigem Auf- und Ablaufen in seinem Käfig. Ein trauriger Anblick. Verschafft euch selbst einen Eindruck.

Die Zirkusleitung zeigt sich unbeeindruckt: Nur wenige Wochen später im September wieder angekündigte Auftrittstermine, wieder Circus Louis Knie, wieder Tiere in der Manege – und natürlich wieder ein Protest für einen Zirkus ohne Tiere. Denn, lieber Circus Louis Knie: Solange ihr weiterhin Tiere aus Profitgier einsperrt, ihnen die Freiheit sowie die Würde raubt und ihnen kein artgerechtes Leben bieten könnt, wird es Proteste von Tierfreund_innen geben. Und wenn ihr zusätzlich unschuldigen Kindern vermittelt, dass mensch Tiere einsperren und sie zu Unterhaltungszwecken vorführen darf, wird es Proteste von Menschen geben, die sich mit Pädagogik auskennen und wissen, dass mensch Kindern vor allem eine Sache mit auf den Weg geben sollte: Moral – und moralisch vertretbar ist Tierhaltung im Zirkus nicht. Tiere sind Lebewesen mit Gefühlen und keine Sklaven der Zirkusmanege! Viele Tiere zeigen stereotype Verhaltensweisen und leiden sichtlich unter der Haltung im Zirkus. Die Kunststücke werden oftmals mithilfe psychischer und physischer Gewalt erzwungen. Kein Lebewesen – egal ob menschliches oder nichtmenschliches Tier – hat so ein Elend verdient.

Der deutsche Liedermacher ‘Fidl Kunterbunt‘ hat es in einem Lied sehr gut beschrieben:
„Ach Mensch, Zirkus und Zoo das ist Hölle und Knast, stand geschrieben auf einem Plakat.
Ich hab mich informiert und ich musste gestehen, dass ich das ziemlich einleuchtend fand.
Weil jede Zelle die wird irgendwann zu klein, da kann sie noch so artgerecht gestaltet sein.“
(Zirkus & Zoo = Hölle & Knast von Fidl Kunterbunt)

Bitte besucht keine Zirkusse mit Tieren und zahlt keine Eintrittsgelder für Tierquälerei, informiert euch über die Tierhaltung im Zirkus und wählt tierleidfreie Unterhaltungsformen – die Tiere werden es euch danken!

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