Das 21. Jahrhundert ist in vollem Gange. Die Unterhaltungsindustrie boomt. Nie zuvor gab es derart viele Optionen, sich unterhalten zu lassen und sich zu bespaßen. Die Technik greift zu immer ausgefeilteren Methoden, um modernes und zeitgemäßes Entertainment zu liefern, das Groß und Klein begeistern soll. Der Kreativität scheinen keine Grenzen gesetzt. Selbst althergebrachte Unterhaltungsangebote haben den Geist der Zeit erkannt und längst auf moderne Varianten umgesattelt. Inmitten dieser riesigen und stetig wachsenden Auswahl an Entertainmentangeboten versucht ein Gewerbe hartnäckig und mit allen Mitteln der Zukunft zu trotzen: Der tierführende Zirkus.

Tiere als Unterhaltungssklav_innen

Mindestens 1500 Tiere fristen ihr Dasein in deutschen Zirkusbetrieben, darunter mind. 900 Wildtiere. Dromedare, Kamele, Lamas sowie andere Kameliden nicht mit eingerechnet. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Mindestens ein Viertel der über 400 gemeldeten Zirkusbetriebe mit Erlaubnis zur Zurschaustellung von Tieren war bei der letzten Zählung im Register noch nicht einmal erfasst und gelistet. Der Großteil der in Zirkusshows missbrauchten Tiere sind somit Wildtiere, von Elefanten und Großkatzen über Affen, Flußpferde und Giraffen hinzu Nashörnern und sogar Robben – Tiere, die keine Unterhaltungs- und Bespaßungsobjekte sind, sondern Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen wie wir. Dennoch werden sie auch heute noch in der Manege vorgeführt und degradiert sowie oft mit physischer und psychischer Gewalt zu teils widernatürlichen und gesundheitsgefährdenden Kunststücken genötigt. All das im 21. Jahrhundert, mitten in Deutschland. Mitten unter uns.

Für Tiere im Zirkus herrscht finsteres Mittelalter

Während  der Rest der Welt voranschreitet, versuchen einige wenige Relikte einer längst vergangenen Zeit, ihre mittelalterlichen, auf Gewalt basierenden Tiershows weiterhin bunt und fröhlich zu vermarkten. Während die größten Unterhaltungsshows der Welt längst auf echte Unterhaltung von Menschen für Menschen setzen und damit ein Millionenpublikum begeistern und an diesem gut verdienen, greifen sie weiterhin zu Kette, Peitsche und Haken – Elemente einer düsteren Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. Einer Zeit, die in unseren Breiten dank etlicher Bemühungen längst ihr Ende gefunden hat. Nicht aber für die Zirkustiere. Für sie herrscht auch in Deutschland weiterhin finsteres Mittelalter.

Tierzirkus bedeutet per se Tierleid

Ein Leben auf Beton, hinter Gittern und Stahl, unter unpassenden klimatischen Bedingungen, Transporte unter Mangel von Platz und Versorgung, der natürlichen Bedürfnisse beraubt, mit schweren Verhaltensstörungen und erhöhter Sterblichkeit gestraft, kaum gute tierärztliche Versorgung, Dressur unter Einsatz von physischer und psychischer Gewalt und Zwang – Zirkusse sind kein Spaß für Tiere! Die den Tieren arteigenen natürlichen Bedürfnisse und Wünsche können im Zirkus per se nicht befriedigt und gewährt werden. Die von Tierzirkussen gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung, Zirkustiere hätten sich an den Zirkus und die Bedingungen gewöhnt und angepasst, sind blanker Hohn ür die Tiere und streiten jedwedes wissenschaftliche Wissen zur Evolution unweigerlich ab. Selbst nach mehreren Generationen in Gefangenschaft bleiben Wildtiere nachweislich wilde Tiere. Auch zusätzliche Wasserbecken ersetzen keinen Fluss, See oder das Meer. Selbst extra Außengehege können niemals die Auslaufgröße zur Verfügung stellen, die Elefanten, Raubkatzen & Co. benötigen. Natürliche Bewegungsbedürfnisse Fehlanzeige. Von Ketten, Peitschen und Elefantenhaken, die defintiv keine Dekoelemente im Zirkus sind, mal ganz abgesehen.

Mit Mitleid & “Tradition” gegen den Zukunftsdruck

Für eine auch nur annähernd passable “Haltung” fehlt dem Großteil der Zirkusunternehmen schlichtweg das Geld, wie sie selbst zu gerne immer wieder betonen, wenn sie medial oder von Tür zu Tür auf mitleidige Betteltour gehen. Auf ihnen liegt ein enormer wirtschaftlicher Druck, denn ihr unzeitgemäßes Entertainment-Angebot trifft längst nicht mehr den Zeitgeist und den Geschmack der Masse, die immer öfter ausbleibt. Dennoch oder gerade deswegen halten Tierzirkusse dagegen und verwehren sich dem Beschreiten neuer Wege, halten sie an vermeintlichen “Traditionen” fest. Zum Leidwesen der tausenden gebrochenen Tiere in Zirkussen deutschlandweit sowie wider der Meinung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung.

Immer mehr Menschen sagen “nein” zum Tierzirkus

Jahrhunderte konnten Zirkusse uneingeschränkt agieren. Protest gab es vereinzelt immer wieder. Vor allem in Bezug auf die Verwendung von Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen sowie Deformationen oder Menschen anderer ethnischer Zugehörigkeit, derer sich Zirkusse bedienten, um zu “unterhalten”. Erst spät Ende des vergangenen Jahrhunderts wurde auch die Kritik von Seiten des Tierschutzes immer größer. Vorrangiger Fokus dabei: Wildtiere und der Vorwurf, dass Tierzirkusse diesen niemals “artgerechte” Lebensbedingungen bieten können. Mittlerweile ist der Widerstand massiv gewachsen. Die bedeutende Mehrheit der Deutschen hat erkannt, dass Zirkusse Tieren keinen Lebensraum bieten können und spricht sich für tierfreie Unterhaltung aus. Immer mehr Menschen erkennen, dass nicht nur exotische Tiere im Zirkus leiden, sondern alle. Kein Tier will freiwillig im Zirkus “arbeiten”.

Das “ja” einiger weniger steht im Weg

Obwohl die Mehrheit der Deutschen sich längst gegen die Zurschaustellung von Tieren als Unterhaltungssklav_innen ausspricht, findet das rückständige Treiben dennoch kein Ende, wird der Ausbeutung von Tieren im Zirkus kaum Einhalt geboten. Wie so oft ist es eine politische Minderheit, die der Zukunft entgegensteht und das unnötige Tierleid weiter gewähren lässt. Veterinärämtern sind oft die Hände gebunden, durchgreifende Gesetze fehlen, die geltenden Zirkusleitlinien sind eine Farce und nicht wirklich rechtskräftig. Nicht wenige lokale Beamt_innen sind froh, wenn der Zirkus schnell weiterzieht und keine zusätzliche Arbeit anfällt. Ein so dringend nötiges Tierverbot scheitert nicht an der Masse, die es im Rücken hat, sondern an den persönlichen Befindlichkeiten einiger weniger – ein unsäglicher Skandal!

Vergehen im Tierschutz kommen seltenst allein

Tierschutzverbänden wird nach wie vor in zu vielen Bundesländern ein Verbandsklagerecht verwehrt, sie haben somit weiterhin keine Klagebefugnis, die Verletzung der Rechte der Allgemeinheit geltend zu machen. Dabei wäre das auch in Bezug auf Tierzirkusse unerlässlich, denn die Liste der Tierschutzvergehen ist bei so gut wie allen Tierzirkussen lang und vielfältig. Ein tierführender Zirkus kann per se nur gegen Tierschutzauflagen verstoßen. Hinzu gesellen sich etliche Vergehen aus allen Bereichen. Dutzende Ausbrüche von Tieren (aus provisorischen Gehegen) jedes Jahr, mit massiver und höchst fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und teils tödlichem Ausgang für die Tiere. Fingierte und inszenierte Ausbrüche für Versicherungsbetrug und einhergehende Sündenbock-Kampagnen gegen Tierschützer_innen. Angriffe von frustrierten Tieren auf Menschen, nebst vielfältigen Verletzungen teils mit tödlichem Ausgang. Angriffe und Körperverletzungsdelikte von Zirkusmitarbeiter_innen gegen Demonstrant_innen, Journalist_innen und Veterinäramtsbeamt_innen. Etliche weitere Ordunsgwidrigkeiten auf allen Ebenen sowie fragwürdigste Holocaust-Vergleiche, bei denen die Tierausbeuter_innen im Zirkus sich neuerdings verstärkt mit den Opfern des dritten Reichs vergleichen wollen – eine erstaunliche Verkehrung von Opfer- und Täterstatus, die den Einsatz von Tierfreund_innen für die stimmlosen Tiere mit den schrecklichen und unverzeihbaren Gewalttaten der Nazis parallel stellen will. Ein Hohn für die unzähligen Opfer letzterer…der Umgang mit den Tieren scheint nicht das Einzige, das im Mittelalter stecken geblieben ist.

Erntshafte Konsequenzen? Fehlanzeige!

Konsequenzen gibt es für Tierzirkusse seltenst, meist nur marginal und minimal, wenn überhaupt. Paradebeispiel: Das Verhalten des Skandal-Zirkus Alberti/Louis Knie bei unserer Beschlagnahmung des letzten Zirkusbären Deutschlands. Im Verlauf nur weniger Minuten kam es hier zu zahlreichen Straftaten seitens des Zirkus, darunter u.a. Sachbeschädigung, Diebstahl, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Gefährdung von Leib und Leben der Mitarbeiter_innen der Polizei sowie der Beamt_innen des Landratsamtes, verbale- und körperliche Angriffe, vorsätzliche Zerstörung städtischen Eigentums sowie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Die Konsequenzen für den Zirkus bisher: Minimal. Wer hier nun ein schwarzes Schaf sieht, irrt nicht. Allerdings ist es ein schwarzes Schaf unter schwarzen Schafen. Und der Fall nur die Spitze eines Eisbergs.

Zentrale Fragestellungen

Immer mehr Menschen werden sich des Leids der Tiere im Zirkus bewusst, bis zu 80% lehnen laut aktueller Umfragen wilde Tiere im Zirkus ab, ein Großteil ist für ein generelles Tierverbot. Auch politisch ist ein Umbruch im Gange, selbst in Deutschland. Das Thema wird medial sowie in der breiten Öffentlichkeit heiß diskutiert, die tierführenden Zirkusbetriebe versuchen sich mit aller Macht zu wehren, doch die Fragen der Gesellschaft häufen sich und ihre Antworten sind unbefriedigend. Wir wollen euch einen knappen Einblick für Einsteiger_innen geben. Unsere Kampagnenseite soll ein Portal sein, auf welchem ihr euch bilden und aktiv werden könnt und sollt. Wissen ist der Anfang.