Dem Kaiser läuft das „Gefolge“ weg. Die Folge: Gefahr für die Tiere, die Passant_innen und den Straßenverkehr sowie hohe Kosten für den Einsatz von Polizei und Feuerwehr für uns Steuerzahler_innen. Und der Circus Kaiser? Statt sich seiner Aufsichtspflicht endlich einmal bewusst zu werden, ruft er plump zur Medienpropaganda auf und bezichtigt „Tierschützer“. Diese würden ihn „verfolgen“ und stetig seine Tiere befreien. Ist klar. Und die Medien? Die schmeißen sich auf seine abstrusen Unterstellungen wie die Fliegen auf den dampfenden Haufen, wälzen ihn platt wie es Hunde im Park gerne tun. Ohne zu überlegen und gegenzufragen, einfach rein!

Erst vor einer Woche büchsten zwei Ponys und drei Esel aus dem Circus Kaiser aus und erkundeten die Umgebung. Mitten in der Nacht. Mitten auf einer großen Straße. Der Kaiser? Im Bett. Die Feuerwehr rückte mit acht Einsatzkräften aus, die Polizei mit noch mal so vielen Leuten, in einem Eileinsatz. Teuer und vor allem Stress für alle Beteiligten, die menschlichen wie die nichtmenschlichen. Nur für den Kaiser nicht. Auch keine Konsequenzen. Ganz getreu dem altväterlichen Sprichwort: „Wo der Kaiser hinkommt, da steht ihm das Recht offen“. Denn erst in der Woche zuvor war des Circus Kaisers Känguru ausgebrochen und hatte sich an einem der größten Verkehrsringe Münchens zur nachmittaglichen Hauptverkehrszeit positioniert – nicht nur ein Hingucker und Schock für die meisten Autofahrer_innen sondern vor allem ein enormes Sicherheitsrisiko für eben diese aber auch das Kanguru selbst. Höchste Fahrlässigkeit seitens des Zirkus. Die Konsequenz? Auch damals schon keine. Und Kaiser wäre kein Regent, wenn er die Drei nicht vollmachen würde. Und so gelang ihm gestern Abend der Hattrick: Zwei Vogel Strauße und eine Gans entfliehen ihren Peiniger_innen beim Zirkus. Einer der Strauße wurde dabei von einem bislang unbekannten PKW totgefahren. Ein tragisches und höchst bedauerns- und beklagenswertes Ergebnis einer höchst vorsätzlichen und fahrlässigen Handlungsweise des Zirkus.

Kaiser weiß, dass es diesmal Ärger geben könnte, selbst im für Zirkusunternehmen scheinbar größtenteils rechtsfreien Raum Deutschland. Eine Idee muss her. Es ist keine Kreative, aber eine Altbewährte. Der Kaiser hat Erfahrung damit, Gute. Und so schallt er sie von sich: „Tierschützer“ haben die Tiere befreit! Und zwar auch die, die die letzten Wochen ausgebüchst sind. Versteht sich ja von selbst. Denn die „Tierschützer“ „verfolgen“ den Zirkus und da liegt es nahe, dass sie es waren. Zumindest für den jungen „Zirkus-Chef André Kaiser“. Die Flucht der Tiere hingegen zeigt, dass sie sich im Zirkus absolut nicht wohl und geborgen fühlen, wie die Zirkusse es immer gerne marketingtechnisch verkaufen wollen, indem sie den Tieren unterstellen, sie seien „Familienmitglieder“. Dass es um das Wohl ebendieser nicht groß bestellt ist, zeigt das fortwährende Ausbüchsen von Zirkustieren – auch und vor allem bei Circus Kaiser. Eine Fürsorgepflicht gegenüber fühlenden Lebewesen und „Familienmitgliedern“ sieht absolut anders aus. Diese missbraucht mensch auch nicht zu Unterhaltungszwecken und degradiert sie nicht bei grellem Licht und lauter, dusseliger Dumm-Dödel-Musik vor grölendem Publikum, um ein paar Euro rauszuschlagen. Wer kann es den Tieren da verübeln, wenn sie Reißaus nehmen – eine spontane Handlung dieser. Keine Handlung, die ein gesund denkender Mensch geplant herbeiführen würde. Egal wie sehr diesem die Freiheit der Tiere am Herzen liegt.

Aber ja, es gibt Idiot_innen und Verblendete auch unter Tierschützer- und Tierrechtler_innen. Warum? Weil es sie überall gibt. Auch wenn es völlig abstrus wäre, Zirkustiere aus ihrem Leid beim Zirkus zu befreien, indem mensch sie einfach laufen lässt – alleine schon aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit, dass sie ja wieder zum Zirkus zurückgebracht werden sowie der Gefahr, dass den Tieren etwas geschieht – lässt sich nie komplett ausschließen, dass es auch unter Tierfreund_innen solche gibt, die erst handeln und dann denken. Von diesen distanzieren wir uns explizit und möchten mit derartigen unüberlegt Handelnden nichts zu tun haben.

ABER: Die Wahrscheinlichkeit ist viel geringer, dass es sich derart zugetragen hat als dass es der Zirkus selbst war – vielleicht um eine falsche Fährte zu legen aber höchstwahrscheinlich einfach abermals aus grober Fahrlässigkeit, ohne dies jetzt unterstellen zu wollen. Denn das lehrt uns die Wahrscheinlichkeitsforschung. Auch wenn sie beim Homeschooling bei Zirkusunternehmen vielleicht nicht im Lehrplan stehen mag, gibt es dennoch die ockhamsche Regel. Und diese besagt, dass bei einer Auswahl von mehreren möglichen Erklärungen für exakt den gleichen Sachverhalt, immer die einfachste davon zu wählen ist. Kurzum: Die einfachste Antwort ist meist die richtige. Logik spielt dabei eine große Rolle, denn nur wenn die Antwort die einfachste und sie zeitgleich logisch schlüssig ist, ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie die Richtige ist. In Bezug auf die entflohenen Tiere des Circus Kaiser stehen folgende beiden Antworten im Raum:

  • „Tierschützer“ haben blind und wider ihrer eigentlichen Absichten und entgegen jeglicher Rationalität Tiere aus dem Zirkus befreit und sie somit gefährdet
  • Der Zirkus hat fahrlässig gehandelt und die Tiere nicht gut genug gesichert, wie schon viele Male zuvor

Es dürfte den meisten Menschen nicht schwer fallen, die einfachere und logisch passendere Antwort zu finden, die somit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die wahre und richtige ist. Die Medien haben es am heutigen Tag größtenteils nicht geschafft. Aber nicht, weil dort nur unlogische Menschen säßen, sondern weil sie sich voreilig und vorsätzlich vor einen Zirkuswagen spannen ließen, um Sensationsgeilheit zu schüren, zu befriedigen und die eigene Auflage zu pushen. Für nichts weniger verkaufen sie ihre vermeintliche Integrität, ihre Seriosität und die Anstrengungen von Tierfreund_inne deutschlandweit, die niemals unüberlegt Tiere befreien würden. Nichts Neues und Erstaunliches, aber immer wieder interessant. Deutschlands Tierschützer_innen und Tierrechtler_innen werden sich aber auch von den heutigen Unterstellungen nicht aus der Bahn werfen lassen. Denn wie sagte Benjamin Franklin einst so schön: „Ein wahrhaft großer [Mensch] wird weder einen Wurm zertreten noch vor dem Kaiser kriechen.“

Wir fordern eine Verfolgung der Missstände sowie ein Ein- und Durchgreifen seitens des Veterinäramts, eine vollends zu Ende begangene Anzeige duch die Behörden wegen mehrfacher Gefährdung der Öffentlichkeit sowie einen tierfreien Zirkus für München und ganz Deutschland! Schließt euch uns an! Für die Stimmlosen! Für die Geknechteten! Für einen tier- und ausbeutungsfreien Zirkus! Zirkus JA, aber OHNE Tiere! Unsere höchste Verachtung gilt denjenigen, die den unnötigen Tod des Vogels zu verantworten haben. Unsere Gedanken sind bei dem verstorbenen Strauß sowie dem zurückbleibenden und allen anderen Tieren, die ihr tristes Dasein in Zirkussen fristen müssen – denn ein Leben ist es nicht.

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