Ich war noch ein Kind, als die Fernsehserie „Unser Charly“ erstmals produziert und ausgestahlt wurde. Alle waren hingerissen von dem kleinen Schimpansen, der so viel Unfug anstellte und gleichzeitig der Held der Serie war. Erst Jahre später wurde mir bewusst, was diese harmlos erscheinende Vorabendserie für ein Bild über unseren nächsten Verwandten vermittelt und welches Leid der Mensch ihnen antut.

Nächste_r Verwandte_r

Schimpansen gehören wie Gorillas, Orang-Utans und dem Menschen zu der Familie der Menschenaffen. Der Schimpanse ist dabei der_die nächste Verwandte des Menschen – die DNA ist zu 98,7 % identisch. Alle Menschenaffenarten verfügen über ein Ich-Bewusstsein, das heißt sie wissen um ihrer Selbst und sind auch in der Lage, sich im Spiegel zu erkennen.

Bonobo oder Schimpanse?

Das Zuhause der Menschenaffen ist in Zentral- und Westafrika. Ihre Gattung „Schimpanse“ lässt sich in zwei Arten teilen: der Bonobo oder Zwergschimpanse und der gemeine oder gewöhnliche Schimpanse. Beide Arten unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. Sie werden 1 Meter bis 1,70 Meter groß. Weibchen wiegen zwischen 25-50 kg, Männchen bringen 35-70 kg auf die Waage. Bonobos sind nur in Regenwäldern beheimatet, daher ist ihr Verbreitungsgebiet kleiner als das der gewöhnlichen Schimpansen, die in Regenwäldern, Savannen und in den Bergen leben. Beide Arten bewegen sich kletternd auf Bäumen oder im Knöchelgang, also auf den Handknochen, am Boden fort. Die Nacht verbringen die Menschenaffen in Nestern hoch oben in den Bäumen, die jeden Abend neu gebaut werden. Schimpansen ernähren sich überwiegend von Pflanzen, wie Früchten oder Blättern. Allerdings sind sie keine reinen Vegetarier, sie verspeisen auch Insekten und kleinere Säugetiere.

Soziale Verbunde

Schimpansen leben in großen Gruppen, diese sind oft nochmals in kleinere Gruppen unterteilt. Bei den gewöhnlichen Schimpansen haben die Männchen das Sagen in der Gruppe, Bonobogruppen werden oft von weiblichen Tieren angeführt. Die Gruppe bietet dem Individuum nicht nur Schutz, auch soziale Verhaltensweisen werden ausgeführt. Schimpansen verbringen viel Zeit mit der gegenseitigen Fellpflege, dabei werden Parasiten gesucht und gefressen. Dieses Verhalten stärkt die Gruppe und bringt die Hierarchien deutlich zum Ausdruck.

Schimpansen sind fähig ihre Gefühle mit Gestik und Mimik auszudrücken und können wiederrum auch Empathie mit ihren Artgenossen haben. Sie können sich gegenseitig trösten und aufmuntern. Die meiste Kommunikation findet durch ihre Körpersprache statt, aber sie benutzen auch Laute zur Verständigung. Schimpansen in Gefangenschaft wurde sogar schon Gebärdensprache gelehrt und von den Schimpansen erlernt.

Mutterliebe

Meist bringen Schimpansinnen ein Jungtier zur Welt, Mehrlingsgeburten sind eher sehr selten. Das Baby wird die ersten Monate von der Mutter umhergetragen und umsorgt, sie werden geputzt, gekitzelt, mit ihnen wird gekuschelt und gespielt. Schimpansenjunge werden bis zu drei Jahre lang gesäugt und bleiben 10 Jahre lang bei dem Muttertier. Auch danach besteht die Bindung zu der Mutter ein Leben lang.

Geschickte Handwerker

Schimpansen können auf ausgeklügelte Art und Weise Werkzeuge einsetzen. Die Auswahl wird innerhalb der Gruppe erlernt und das Wissen an die Jungtiere weitergegeben. Somit hat jeder Verbund andere Techniken und Instrumente, die verwendet werden. Es werden mit Stöcken und Steinen Früchte oder Nüsse geknackt und aus dünnen Stöcken wird eine Angel für Honig und Ameisen gebaut. Aber auch für die Verteidigung setzen Schimpansen Werkzeuge ein: Fressfeinde, wie der Leopard, werden beispielsweise mithilfe von Stöcken und Steinen vertrieben.

Kriegerische Jagdzüge

Schimpansen gehen in regelmäßigen Abständen auf die Jagd. Dabei wurde beobachtet, dass sie die einzigen nicht-menschliche Tiere sind, die mithilfe von Waffen, wie Speeren, andere Säugetiere zum Verspeisen töten. Bei diesen Treibjagden gehen sie sehr gezielt vor, ein Teil der Gruppe scheucht die Beutetiere in eine bestimmte Richtung, in dieser wartet der Rest und fängt sie auf. Neben der Nahrungsgewinnung wurde auch erforscht, dass Schimpansengruppen regelrecht Krieg gegen andere Gruppierungen führen: Sie gehen im Hinterhalt auf andere Familien los, töten die Männchen und die meisten Jungtiere, die Weibchen werden meist verschont und in die Siegergruppe eingegliedert. Durch diese Angriffe werden größere Reviere erobert.

Segen Mensch?

Bonobos und gewöhnliche Schimpansen sind mittlerweile stark gefährdet. Neben dem Leoparden ist der Mensch der größte Feind der Menschenaffen Der Bonobo bewohnt nur einen kleinen Teil Afrikas, deswegen ist sein Lebensbereich schon stark beschränkt. Die starke Abholzung des Regenwaldes und die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung mindert das Habitat beider Schimpansenarten weiter. Zusätzlich wird noch immer Jagd auf Schimpansen gemacht, um ihr Fleisch als „Bushmeat“ („Buschfleisch“) zu verkaufen und zu essen. Dringen Menschen in den Lebensraum der Schimpansen ein, können sich für den Menschen harmlose Krankheiten auf die nichtmenschlichen Tiere übertragen. An den Viren und Bakterien sind schon ganze Gruppen gestorben!

Obwohl das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen den Handel mit Schimpansen verbietet, passiert es noch immer, dass Wilderer Schimpansen fangen und verkaufen. Dafür sind nur Jungtiere interessant, oft wird die gesamte Gruppe und das Muttertier dabei getötet. Die jungen Schimpansen landen dann als „Haus“tiere in kleinen Käfigen, als „Versuchs“tier in Laboren oder als Unterhaltungsobjekt in Zirkus und Zoo.

Als Affenbaby noch süß, ist es innerhalb weniger Jahre ausgewachsen und kann für Menschen gefährlich werden. Als Heimtiere gehalten verweilen sie in kleinen Käfigen, haben Verhaltensstörungen und sind nicht sozialisiert. Einige wenige erlangen eine zweite Chance durch eine Beschlagnahmung und Unterbringung in einer Auffangstation. Im Labor werden die Menschenaffen noch immer für Versuche benutzt und teils mit gefährlichen Krankheiten wie HIV angesteckt. Viele Schimpansen sind durch die Tests stark traumatisiert.

Schimpansen als Unterhaltungsobjekte?

Wie grausam ist es, das nichtmenschliche Tier dessen DNA sich nur 1,3 % von der Unseren unterscheidet einzusperren und anzustarren? In fast jedem Zoo muss eine Schimpansengruppe hausen. Die Unterbringung in einem Tierpark kann niemals die Ansprüche dieser Primaten erfüllen. Die Gehege sind aus hygienischen Gründen sehr sporadisch durchdacht, zu oft sind sie aus Fließen und Beton gebaut. Selbst zusammen mit einem Außengehege kann der Platzbedarf nicht gedeckt werden, in freier Wildbahn haben Schimpansenverbände riesige Reviere, umgerechnet kommen auf einen Quadratkilometer zwei Tiere.

Fast noch grausamer ist das Vorführen in Zirkus und Tiershows. Die Schimpansen müssen Kleidung tragen und menschliches Verhalten nachspielen, um das Publikum zu unterhalten. Trauriges Beispiel war lange Zeit Robby, der letzte Zirkusschimpanse Deutschlands. Über 30 Jahre lang fristete er ein Leben einsam in einem Zirkuskäfig. Anfang des Jahres wurde die Entscheidung gefällt, dass Robby in eine Auffangstation in die Niederlande zu Artgenossen ziehen darf.

Hilfe für die Schimpansen

Jeder kann etwas für den Schutz dieser faszinierenden Tiere beitragen: Boykottiert Tiershows, Zirkusse und Zoos, um die Nachfrage kontinuierlich zu senken. Kauft niemals Buschfleisch, auch wenn es laut Auskunft kein Schimpanse ist. Unterstützt non-profit Auffangstationen mithilfe Geldspenden, denn die Unterbringung all der beschlagnahmten Tiere geht in die Millionenhöhe. Klärt eure Freunde & Verwandte über das Leid auf und macht euch selbst für die Rechte aller Tiere stark!

Beitrag im Blog von ANIMALS UNITED lesen und kommentieren