In einem bekannten Kinderlied geht es um einen „Tanz“bären, der freudig umhertanzt. Ich kenne dieses Lied aus meiner Kindheit und noch immer wird es gesungen. Ist es nicht verwerflich, dass wir nach all dem Leid, welches wir den Raubtieren angetan haben, fröhliche Kinderlieder über die Tierquälerei von „Tanz“bären singen?

Grizzly, Kodiak und Braunbär?

Tatsächlich gehören der Europäische Braunbär, der Grizzly-Bär, der Kodiak-Bär, der Himalaya-Bär und viele andere Bären zu der Art „Braunbär“ und sind nur Unterarten. Braunbären kommen auf der Nordhalbkugel vor. Durch die Bejagung und die Zerstörung der Lebensräume sind einige Arten schon vom Aussterben bedroht oder ausgerottet. Der Körperbau aller Unterarten ist ähnlich. Der Körper ist sehr stämmig mit massiven Kopf, der Schwanz mit 10-15 Zentimetern sehr klein. Bären bewegen sich auf vier Füßen vorwärts, die Pfotenabdrücke sind sehr charakteristisch. Auf zwei Beinen richten sich die Tiere nur auf, um etwas zu erreichen oder besser in die Ferne sehen zu können. Jedoch unterscheiden sich die Unterarten anhand der Größe, Fellfarbe, Lebensraum und Gewicht voneinander.

Große Zähne & spitze Krallen

Der Europäische Braunbär wird bis zu 2,5 Meter lang und kann dabei über 300 kg wiegen! Obwohl er als Raubtier eingestuft wird und die Zähne und Krallen dies unterstützen, ernährt er sich überwiegend pflanzlich. Er streift lange umher um Wurzeln, Samen, Gräser, Beeren und Pilze zu vertilgen. Bei Gelegenheit verschmäht er aber Honig, Insekten, Vögel und kleine Säugetiere nicht. Auch reißt er oft Schafe oder junge Rinder, wenn sie in seinem Revier gehalten werden.

Während der Winterruhe gebärt die Bärin ein bis vier Jungtiere. Diese wiegen zum Zeitpunkt der Geburt nur 300-600 Gramm! Es ist schwer vorstellbar, dass innerhalb von zwei Jahren daraus eines der größten Landraubtiere wächst.

Nicht willkommen!

Der Braunbär war bis 1835 auch in Deutschland heimisch. Als Raubtier wurde er als Gefahr angesehen und musste daher verschwinden. Die Tiere wurden gezielt ausgerottet – 1835 wurde der letzte Braunbär in Bayern erschossen.

2006 traute sich erstmals wieder ein freilebender Bär auf deutschen Boden. Aus dem Braunbärmännchen „Bruno“ wurde schnell ein „Problembär“. Er riss mehrere „Nutz“tiere und verwüstete mehrere Bienenstöcke. Auch vor menschlichen Siedlungen machte er nicht halt, um Futter zu suchen. Die wenigen Versuche ihn zu betäuben und in einen Tierpark zu sperren scheiterten. Daher wurde er bereits nach wenigen Wochen am bayerischen Spitzingsee erschossen. Dies war ein großer Skandal, denn Bären stehen in Deutschland unter Naturschutz und dürfen nicht bejagt werden!

Viele andere Länder zeigen vorbildlich dass das Zusammenleben von Bär & Mensch durchaus möglich ist. In Österreich gibt es spezielle „Bärenanwälte“. Diese informieren über die Bären, bauen Vorurteile ab und tragen Lösungen für kritische Situationen heran. Auch bei Schadensfällen sind sie Ansprechpartner, begutachten die Situation und helfen Betroffenen.

Menschen werden von Bären gemieden. Meist bemerkt das Raubtier den Mensch zuerst und geht diesem aus dem Weg. Wanderer sollten sich in Bärengebieten immer laut verhalten und durch singen, sprechen und Glocken an der Kleidung auf sich aufmerksam machen. Kinder sollten immer in der Nähe gehen und Hunde an die Leine genommen werden. Bären dürfen niemals in die Enge getrieben werden! Wird beobachtet, dass der Bär Nahrung oder Jungtiere hat, ist es anzuraten sich schnellstmöglich zu entfernen, denn in beiden Fällen reagieren die Tiere aggressiv auf Eindringlinge. Auf keinen Fall dürfen Bären aktiv oder passiv (durch liegen gelassene Nahrungsmittel) gefüttert werden, denn so verlieren sie die Scheu vor Menschen. Sollte es zu dem äußerst seltenen Fall kommen und ein Braunbär greift einen Menschen an, liegt die einzige Möglichkeit sich zu schützen darin, sich tot zu stellen. Durch das regungslose Liegen auf dem Boden geht für den_die Angreifer_in keine Gefahr mehr aus und meist lässt er_sie ab.

Todschicke Trophäe

Jedes Jahr müssen tausende Bären ihr Leben für die Jagd lassen. Vor einigen Jahren wurde sowohl das Fleisch, als auch das Bärenfett und das Bärenfell verwendet. Da sich das Fell schlecht in Pelzmäntel vernähen ließ, wurden die Felle meist als Teppich oder Wandbehang genutzt. Oftmals war noch der Kopf sowie die Pfoten an den Fellen. In Deutschland ist das Töten der Tiere heutzutage offiziell verboten, jedoch in vielen anderen europäischen Ländern nicht. Es hat sich aus dem „Jagdsport“ eine ganze Tourismusbranche entwickelt. So lassen sich bei Anbietern Jagdreisen weltweit buchen, egal ob nach Afrika zur Löwenjagd oder nach Kanada zur Wolfjagd. Auch Braunbärenjagden können gebucht werden, oftmals nach Kanada oder auch in europäische Länder. So kann in Rumänien beispielsweise ein Braunbär für 4500 Euro geschossen werden. Der Preis ist für das Tier das Leben. Der vermeintliche Gewinn für den Jäger ist das Fell mit dem Kopf.

Leben hinter Gittern

In nahezu allen europäischen Tierparks werden Braunbären gehalten. Von naturnahem Leben kann keinesfalls gesprochen werden. In Freiheit beansprucht ein Tier ein mindestens zehn Quadratkilometer großes Revier. In Gefangenschaft sind 150 Quadratmeter erlaubt, angestrebt werden 500 Quadratmeter. Die Enge und die Langeweile führen häufig zu Verhaltensstörungen. Auch die wichtige Winterruhe, die normalerweise fünf bis acht Monate dauert, entfällt in den meisten Zoologischen Gärten. Leider wird auch hier die Wirtschaftlichkeit über das Wohl des Tieres gestellt. Ein schlafendes Tier ist für die zahlenden Besucher_innen weniger interessant als ein waches.

Demütigung in der Manege

Kaum vorstellbar, aber es gibt tatsächlich Menschen, die Geld zahlen um einen Bären zu sehen, welcher Kunststücke aufführen muss. In vielen Ländern wird der Brauch der Tanzbären noch umgesetzt. Schon als Bärenwelpen werden sie von ihren Müttern getrennt und von Menschen großgezogen. Um die Tiere zu führen, wird ihnen ein Ring durch die Nase gestochen. Diese ist bei Bären äußerst empfindlich und verursacht bereits bei geringem Ziehen große Schmerzen. Tanzbären werden mithilfe von Qual dazu gebracht auf zwei Beinen zu gehen und tanzähnliche Bewegungen auszuführen. Die Bären werden aufrecht angebunden und müssen auf einer heißen Eisenplatte stehen, welcher sie durch das Heben der Füße zu entkommen versuchen. Dazu läuft immer die gleiche Musik und der Bär verbindet diese lebenslang mit dem Leid, welches er erleben muss. Da die Bären immer in Menschennähe leben, müssen ihnen ihre Krallen entfernt werden, da sie sonst jemanden verletzen könnten. Dies passiert ohne Betäubung und ist gleichzusetzen mit dem Schmerz, den Menschen beim Entfernen ihrer Finger durchleben müssten.

In vielen Zirkussen weltweit werden noch Bären als Publikumsmagnet mitgeführt. Die Dressur ist genau wie bei den Tanzbären mit Schmerz und Leid verbunden. Zudem werden die Tiere in Kostüme gesteckt und ihnen somit jede Würde genommen. Dann sind sie gezwungen im Handstand zu gehen, zu balancieren oder Fahrzeuge zu fahren. Ihr Leben fristen sie auf wenigen Metern in Zirkuswägen. Die gesetzlichen Bestimmungen bei der Unterbringung für Bären in Zirkusbetrieben sind erschreckend: Bei Bären unter einer Körperlänge von zwei Metern muss der Innenkäfig nur 12 Quadratmeter groß sein, bei Tieren über einer Körperlänge von zwei Metern sollte der Käfig nur 24 Quadratmeter messen. Dass ein Zirkus niemals die Bedürfnisse dieser Wildtiere befriedigen kann, ist allein nach diesen Maßen einleuchtend.

Free Ben!

Ein trauriges Beispiel für einen Braunbären im Zirkus war der Bär „Ben“. Er war sein Leben lang im Zirkus eingesperrt, musste in seinem kleinen Wagen vor sich hinvegetieren und Kunststücke in der lauten Manege aufführen. Immer wieder wurden Proteste für die Freilassung von Ben organisiert, mehrere Auffangstationen boten sich an, ihn zu übernehmen. Immer wieder wurden erschreckende Aufnahmen gemacht. Sie zeigen unter anderem einen Braunbären, der durch die Haltung im Zirkus gebrochen wurde und stereotypes Verhalten zeigt. Am 14.März 2016 wurde Bär Ben von ANIMALS UNITED und den Behörden befreit und in einem Gnadenhof in Bayern gebracht. Dort darf Ben nun endlich Bär sein und muss nie wieder Angst vor Menschen haben.

Hilfe für die Braunbären

Jede_r kann etwas zum Schutz dieser einzigartigen Tiere beitragen: Boykottiert Tierparks und Zoos, die Bären einsperren und ausstellen. Besucht niemals einen Zirkus mit Tieren, wählt stattdessen tierleidfreie Unterhaltung. Haltet euch an die Umgangsregeln mit Bären und nehmt euren Müll immer wieder mit nach Hause! Unterstützt Gnadenhöfe und Non-profit-Auffangstationen mithilfe von Geldspenden, damit weitere Bären aus tierquälerischer Haltung befreit und aufgenommen werden können. Protestiert gegen die Verschärfung des Jagdrechts und gegen den Abschuss von Bären.

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