Ben, der letzte Zirkusbär Deutschlands, hielt Tierfreund_innen bundesweit in Atem. Nach über 20 Jahren in Isolation und Gefangenschaft wurde er im März 2016 in einer spektakulären Befreiungsaktion durch uns in Begleitung des Veterinäramts und der Polizei im niederbayerischen Plattling beschlagnahmt. Unbeaufsichtigt und unversorgt war der Bär in einer dunklen Box am Straßenrand abgestellt worden. Bei seiner Befreiung kam es zu tumultartigen Szenen, der Zirkus versuchte vehement, sich zu widersetzen. Vergebens. Bär Ben genießt seither seine Freiheit in einem Bärenpark. Ein großer Erfolg mit Vorbildfunktion, der viel Anstrengungen und Herzblut gekostet hat.

Wie alles begann

Der Beschlagnahmung am 14. März 2016 gehen etliche Ereignisse voraus, die alleine schon ein Buch füllen könnten. Jahre an Protesten vor Zirkus Louis Knie/Alberti, unzählige Anzeigen bei Veterinäramtern allerorts, Aufklärungs- und Pressearbeit ohne Limit, unglaublich viel Herzblut und Schweiß etlicher Menschen, Wochen der vorausgehenden konkreten Recherche und Tage des Suchens nach Ben in seinem dunklen Verließ. Ohne Außenzugang, ohne Betreuung und Versorgung, mit kaum Luftzufuhr, irgendwo am Rand einer Straße oder auf einem Platz abgestellt. Bereits die Tage vor der Beschlagnahmung waren eine Achterbahn der Gefühle, die wir für den Kontext nur kurz anreißen und weitestmöglich chronologisch darlegen wollen.

Anfang März gastiert der Skandal-Zirkus Alberti/Louis Knie trotz des dort auf kommunalen Flächen herrschenden Wildtierverbots in Fürstenfeldbruck bei München. Der Aufenthaltsort von Bär Ben ist unklar, auch die Affen lässt der Zirkus über Nacht verschwinden. Aussagen seitens des Veterinäramts, die Affen seien vor wenigen Tagen an eine Auffangstation in Norddeutschland abgeben worden, lassen sich nicht bestätigen und widersprechen den Aussagen des Zirkus, die Tiere seien in einem Zirkus Nähe Augsburg. Das Landratsamt Fürstenfeldbruck will die Affen in Dillingen an der Donau wissen, dort weiß jedoch niemand davon. Auch Braunbär Ben ist unauffindbar. Ben soll angeblich in Treuchtlingen beim vorherigen Gastspielort zurückgelassen worden sein, die Stadt weiß jedoch nichts davon, er lässt sich auch nach Überprüfungen vor Ort durch uns nicht finden.

In der Nacht des Anreisetages in Fürstenfeldbruck versucht Stadtrat Axel Lämmle, vor Ort zu recherchieren, woraufhin er von den Zirkusleuten verbal und tätlich attackiert wird. Als das eingeschaltete Veterinäramt und die Polizei begleitet durch den Stadtrat Lämmle und unsere zwei Vorstandsmitglieder vor Ort einlaufen, ist weder vom Bärenwagen noch von Ben eine Spur zu finden. Alle rätseln: Wo ist Ben? Wir loben 500€ aus für Informationen zum aktuellen Standort des Bären.

Aus seriösen Quellen erfahren wir, dass die beiden Affen in einer Auffangstation untergebracht sind, ein erster Erfolg. Von Ben fehlt vorerst jedoch weiterhin jede Spur. Nach tagelanger Suche wird der Bärenwagen 150 Kilometer vom eigentlichen derzeitigen Gastspielort entfernt in Gunzenhausen gefunden. Da sich von außen keine Einsicht in den Wagen erlangen lässt, wird er schließlich mit Polizei und Veterinäramt geöffnet und der Bär hinter Gerümpel in völliger Dunkelheit und Enge in tierschutzwidrigsten Zuständen vorgefunden. Ein verpflichtendes Außengehege wird errichtet, welches jedoch nicht den Sicherheitsanforderungen entspricht, weshalb Ben weiterhin in Dunkelheit gefangen ist.

Laut dem zuständigen Veterinäramt darf der Zirkus den Wagen so nicht stehen lassen und muss abreisen. Es besteht dringender Verdacht, dass Zirkus Alberti/Louis Knie den Bären verschwinden lässt. Wir warnen die Behörden und schalten die Presse ein. Einen Bären über Tage in einer dunklen Box zu halten übertrumpft die sowieso höchst tierschutzwidrigen Verhältnisse, die wir über Jahre immer wieder durch unabhängige tierärztliche Gutachten bestätigen ließen und bei etlichen Veterinärämtern zur Anzeige brachten.

Noch am selben Tag demonstrieren wir in Fürstenfeldbruck vor Zirkus Alberti/Louis Knie. Wir fordern den Bügermeister und den Stadtrat auf, dem Zirkus aufgrund des Geschehenen und des ignorierten kommunalen Wildtierverbots die Gastspielgenehmigung zu entziehen. Unterstützung bekommen wir von allerlei lokalen Aktiven sowie dem Stadtrat Lämmle. Die Besucherzahlen sind wie gewohnt derart gering, dass sie an zwei Händen abgezählt werden können. Die Presse ist zahlreich vertreten, sehr interessiert und berichtet im Anschluss ausgiebig. Der Bürgermeister weigert sich, den Zirkus abzustrafen, wodurch sich ein Diskurs entfacht, der Wochen brennt.

Die spektakuläre Beschlagnahmung

Nun sollte es endlich Veterinärbeamt_innen geben, die aufstehn und nachhaltig reagieren wollen. Auf unser Ersinnen und mit uns gemeinsam vor Ort. Ein Traum schien wahr zu werden, erstmals echte Hoffnung. Was dann geschah, das hätte sich keine_r der Anwesenden beim besten Willen erträumen können. Dass es der Zirkus, wie die meisten Tierzirkusse, faustdick hinter den Ohren hat, war klar. Aber das sich Alberti/Knie so dermaßen selbst ins Knie schießen würde, war nicht abzusehen. Aber seht und lest selbst (exklusive Einblicke, die nur wir bieten können, auch wenn viele andere sich die Befreiung gerne auf die Fahnen schreiben wollen):

Tagelang recherchieren wir, planen wir im Voraus, um den richtigen Moment abzupassen. Ben ist immer noch in seinem Wagen gefangen, den unser Team in Plattling ausfindig machen kann, dem nächsten Gastspielort des Zirkus. Abermals wird der Bärenwagen hier unbeaufsichtigt die ganze Nacht über alleine auf dem Volksfestplatz abgestellt.

Wir erheben nach Recherche vor Ort schwere Vorwürfe gegen den Zirkus und erstatten umgehend noch am selben Morgen fundiert Anzeige beim zuständigen Veterinäramt in Deggendorf. Dieses reagiert wider Erwarten prompt, trifft sich mit uns und der Polizei vor Ort und beschlagnahmt Ben sowie zwei verwahrloste in Transportboxen in einen zugemüllten Anhänger gepferchte Hunde. Die Hunde kommen sofort in ein Tierheim, für Ben ist eine Auffangstation vorgesehen.

Gerade noch jauchzt unser Herz, dass eine Behörde endlich druchgreift und Tierschutz garantieren will, nach so vielen Jahren des Wegschauens. Doch dann die plötzliche Wende. Mit Eintreffen der Zirkusleute eskaliert die Situation. Die Zirkusmitarbeiter_innen attackieren unsere Aktiven, entwenden den Bärenwagen, durchbrechen die Absperrungen und fliehen vor der Polizei, wobei sie beinahe die Beamt_innen überfahren. Eine unserer Aktiven wird dabei auf den Boden geschleudert und mit Stiefeltritten traktiert, als unser Team versucht, den Fluchtversuch der Zirkusbetreiber_innen zu filmen und zu stören.

Im Verlauf nur weniger Minuten kommt es zu zahlreichen Straftaten seitens des Zirkus, darunter u.a. Sachbeschädigung, Diebstahl, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Gefährdung von Leib und Leben der Mitarbeiter_innen der Polizei sowie der Beamt_innen des Landratsamtes, verbale- und körperliche Angriffe, vorsätzliche Zerstörung städtischen Eigentums sowie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Wir und die Behörden können unseren Augen kaum trauen. Zirkus Alberti/Louis Knie schießt sich selbst ins Knie. Ben kann zu guter Letzt dennoch beschlagnahmt und in einen Bärenpark bei Bad Füssing gebracht werden. Keine_r der Zirkusmitarbeiter_innen wird vor Ort festgenommen – ein Skandal. Wir erstatten daraufhin Anzeige wegen Körperverletzung und leiten weitere juristische Schritte ein.

Die spektakuläre Befreiung sorgt auch medial für Aufsehen. Zahlreich wird darüber berichtet, auf allen Kanälen von print über Radio hinzum TV, von der Abendzeitung, der Bild-Zeitung, dem Berliner-Kurier, der TZ, dem Münchner Merkur bis zu Heute und Sat1 – Ben wird innerhalb kürzester Zeit zum Symbol für den Kampf für einen tierfreien Zirkus. Mehrfach werden wir zu Interviews gebeten, dürfen wir alle Fakten und Infos zusammentragen. Hier könnt ihr weitere Medienberichte finden. Das Thema Tierzirkus steht in der vollen Aufmerksamkeit der Republik. Die Debatte zum Wildtierverbot in Zirkussen in Deutschland ist angeheizt. Selbst der Bundesrat nimmt Bens Fall mit auf in seinen abermaligen Antrag für ein solches (s.u.).

Muss Ben zurück?! - Tage der Unsicherheit

Ben wird vorrübergehend in einer Auffangstation untergebracht, wo er bis zur endgültigen Klärung aller juristischen Fragen bleiben soll. Derweil reicht Zirkus Louis Knie/Alberti Klage ein, um den Zirkusbär wiederzubekommen. Nun muss ein Gericht über den Eilantrag des Zirkus und Bens Schicksal entscheiden. Die zwei ebenfalls beschlagnahmten verwahrlosten Hunde, die in einem fensterlosen, vermüllten Wohnwagenanhäger in kleinen Transportboxen gefunden worden waren, sind mittlerweile wieder im Zirkus – für uns ein Skandal, der sich einreiht in die Riege der Skandale der vorhergehenden Tage. Was muss noch geschehen, dass die Behörden nachhaltig intervenieren? Es kommt einem vor, als operierten Zirkusse in einem rechtsfreien Raum in Deutschland. Die kommenden Tage sind nervenaufreibend, aber wir bleiben unbeirrt dran.

In der Gemeinde Plattling wird über eine mögliche Aufhebung der Gastspielgenehmigung für Zirkus Louis Knie/Alberti diskutiert. Die Stadtverwaltung hatte laut Eigenaussagen juristisch prüfen lassen, wofür u.a. die „Zuverlässigkeit“ des Unternehmens geprüft worden sei. Trotz all der aufsehenerregenden und untragbaren Geschehnisse erklärt Bürgermeister Erich Schmid (CSU) schließlich, dass der Zirkus auftreten dürfe – aus Angst vor Regressansprüchen und da er durchaus Verständnis habe für den „doch respektablen Zirkus“. Fahrlässiger geht es nicht, nach all den seitens des Zirkus begangenen Straftaten, die zur Rechenschaft gezogen gehören. Bis dato ist jedoch absolut nichts passiert. Was ist hier los? Was muss noch geschehen, dass hier endlich eingegriffen wird?

Wir rufen daher zu Protesten auf und kritisieren den Bürgermeister öffentlich. Kurz darauf lässt der Bürgermeister in Presseberichten verlauten, dass der Zirkus Louis Knie/Alberti in Zukunft nie wieder gastieren dürfe! Ein Teilerfolg, wir hatten das explizit eingefordert. Dennoch: Für uns ist die Aussprache eines generellen Wildtierverbotes durch Plattling unabdinglich, um nicht weiterhin mit Skandalen wie diesem zu kämpfen zu haben und echten Tierschutz zu gewährleisten. Zirkus Louis Knie/Alberti ist ein schwarzes Schaf unter schwarzen Schafen. Er ist keine Ausnahme. Dass sich andere Zirkusse nun medial zu distanzieren versuchen, ist nicht mehr als Marketing aus Angst vor Profitverlust. Tierleid ist unweigerlich ein fester Bestandteil eines jeden tierführenden Zirkus.

Am 17. März erreicht uns gegen Mittag die schockierende Nachricht, dass das Gericht entschieden hat, dass der Zirkusdirektor Ben zurückbekommen soll. Der Grund für die Entscheidung des Verwaltungsgerichts in Regensburg: Formale Mängel bei der Beschlagnahmung des Tiers. Wir äußern die dringende Sorge, dass Ben nach der Rückgabe nach Tschechien gekarrt wird, um ihn dem juristischen Spielraum in Deutschland zu entziehen, die Presse berichtet. Das Ordnungsamt hat mittlerweile Widerspruch gegen das gerichtliche Urteil eingelegt.

Wir erfahren, dass die Zirkusleute bereits seit 7 Uhr morgens vor der Auffangstation in Bad Füssing stehen und den Bären zurück wollen. Sie sollen randalieren, die Tierpfleger_innen hätten sich mit Ben verschanzt. Unsere Aktiven sind sofort vor Ort und zeigen Stellung vor dem Bärenpark. Am späten Nachmittag sondiert unser juristischer Beistand die Lage. Zudem starten wir eine spontane Kerzenmahnwache, um alle ausstehenden Tage bis zum finalen richterlichen Entscheid mit Wechselschichten vor Ort für Ben und seine Freiheit zu verharren. Mit der Dauer-Mahnwache wird #FreeBen ins Leben gerufen!

Gegen Abend dann die erleichternde Nachricht, dass Ben doch nicht zurück in den Zirkus muss. Das hatte das Verwaltungsgericht Regensburg per Eilbeschluss entschieden. Die zuvor von den Richter_innen beanstandeten Fehler einer mündlichen Anordnung konnte das Landratsamt zeitig ausbügeln. Der “Besitzer” kann nun gegen den Beschluss beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Beschwerde einlegen. Zwei unserer Aktivist_innen halten die ganze Nacht tapfer und schlaflos vor dem Gnadenhof Stellung.

Auch an diesem Tag berichten unzählige Medien über die skandalösen Geschehnisse, darunter u.a. Wochenblatt, Plattlinger Zeitung, Berliner Kurier, Mittelbayerische und TZ – der Kampf um Bens Freiheit beschäftigt ganz Deutschland. Einige von ihnen kündigen auch unsere geplante Demonstration vor dem Zirkus bei den bevorstehenden Vorführungen in Plattling an.

Aktive von uns halten weiterhin Dauer-Mahnwache vor dem Gnadenhof, in welchem Ben untergebracht ist. So möchten wir ein Zeichen setzen, dass wir nicht nachgeben werden und an Bens Seite stehen, bis final feststeht, ob Ben für immer in dem Bärenpark bleiben darf. Jeden Tag finden sich Menschen vor dem Bärenpark ein, stellen Kerzen und Schilder ab und zeigen ihre Solidarität mit Ben – eine Zeit voller Emotionen.

Deggendorf und Osterhofen lehnen derweil die geplanten Gastspiele des Zirkus Louis Knie/Alberti ab, unsere Pressearbeit fruchtet, der Zirkus hat somit zu diesem Zeitpunkt keinen nächsten Termin. Wir geben weiterhin Interviews, so z.B. eins für RTL aktuell, das noch am gleichen Tag in den Nachrichten ausgestrahlt wird.

#FreeBen hinterlässt Spuren & hat Erfolg!

Unsere Befreiung des letzten Zirkusbären Deutschlands tritt eine Welle los – die Medien berichten im Akkord über die Entwicklungen zu seinem Schicksal, selbst der Bundesrat nimmt sich Ben an und erweitert seinen kurz nach der Befreiung eingebrachten abermaligen Antrag an die Bundesregierung, endlich ein deutschlandweites Wildtierverbot zu erlassen. Wir bleiben an Bens Seite und protestieren weiterhin vor dem Zirkus für die Freiheit aller Tiere im Zirkus. Dann endlich das erlösende Urteil – die Beschlagnahmung ist rechtens, Ben ist frei!

Am 18. März, nur vier Tage nach der Beschlagnahmung von Ben, spricht sich der Bundesrat zum wiederholten Male für ein Wildtierverbot aus, die Mehrheit unterstützt den Antrag. Breits 2003 und 2011 hatte sich der Bundesrat für ein Wildtierverbot eingesetzt und die Bundesregierung aufgefordert, dieses umzusetzen, bis dato ohne Erfolg. “Der Bundesrat setzt sich dafür ein, dass Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner und Flusspferde künftig nicht mehr im Zirkus zur Schau gestellt werden. Mit einer Entschließung bittet er die Bundesregierung, eine entsprechende Verordnung zu erarbeiten. Übergangsfristen seien darin nur für solche Tiere vorzusehen, die bereits im Zirkus leben und keine Verhaltensstörungen zeigen – beispielsweise aggressives oder depressives Verhalten”, so die Pressemeldung des Bundesrates selbst. Darüber hinaus müsse die Verordnung Anforderungen an die Haltung solcher Tiere aufstellen, für die das Verbot nicht gelte. Zirkusse mit Tiershows sollten über ein festes Quartier verfügen. Wildkatzen sind leider weiter von den Entwürfen zum Verbot ausgeschlossen.

Wir freuen uns, dass durch Bens Beschlagnahmung das Thema abermals in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wurde und die skandalösen Vorkommnisse anscheinend in einem weiteren Zusatz des Antrages Konsequenzen ziehen, denn Zirkus Alberti/Louis Knie hat kein Winterquartier und hatte den Bären daher in einer dunklen Box in seinem Transportanhänger versteckt, wenn er ihn nicht mit auf kommunale Flächen bringen durfte. Nun liegt es wieder an der Bundesregierung, endlich eine Entscheidung mit Herz und Verstand zu treffen und zahlreichen Tieren unnötiges Leid in Zirkussen zu ersparen!

Wir zeigen, dass die unverantwortliche Entscheidung des Bürgermeisters in Plattling, den Zirkus trotz all der skandalösen Geschehnisse Auftreten zu lassen, nicht ohne Protest hingenommen wird und demonstrieren dort mit über 40 Tierfreund_innen, die z.T. aus ganz Deutschland angereist sind, für einen tierfreien Zirkus und Bens Freiheit.

Gemeinsam haben wir uns das Ziel gesetzt, die Passant_innen und Zirkusbesucher_innen mit unserer Aktion zum Denken anzuregen sowie Plattling aufzufordern, ein Wildtierverbot zu erlassen und den Zirkus zu bitten, Ben ziehen zu lassen. Drei Familien drehen aufgrund unserer Anwesenheit um und verlassen den Festplatz unter Beifall unsererseits, den sie sichtlich genießen. Auch die Presse berichtet ausgiebig. Zeitgleich sind weiterhin einige unserer Aktive vor dem Bärenpark bei Ben und zeigen mit ihrer Mahnwache bis in die späten Abendstunden Stellung.

Weiterhin halten einige unserer Aktiven vor der Auffangstation, wo Ben vorübergehend untergebracht ist, unermüdlich stundenlange Dauer-Mahnwache, um ein Zeichen zu setzen und für Bens Freiheit einzustehen. Immer wieder suchen sie das Gespräch zum Bärenpark und können sie Ben von der Ferne sehen.

Seit der Befreiung herrscht die konstante Angst, dass der Zirkus sich Ben mit Gewalt wiederholt. Zu was er in der Lage ist, hat er bei der Beschlagnahmung deutlichst unter Beweis gestellt. Wir hatten die lokalen Behörden, den Bärenpark und die Polizei immer wieder gewarnt, mit Erfolg. Vorsichtsmaßnahmen wurden ergriffen. Um dennoch ganz gewiss zu sein, dass Ben nichts passiert, haben wir seit Tagen “unsere Augen” vor Ort, auch über Nacht. Präventiv währt länger.

Über einen atuellen Ticker halten wir Deutschland seit Beginn an auf dem Laufenden. Dessen Zugriffszahlen wachsen und wachsen, sehr vielen Menschen liegt Bens Schicksal am Herzen. Unzählige Nachrichten und Danksagungen erreichen uns. Wir verweisen auf das Spendenkonto des Bärenparks und loben das Engagement der Behörden. Kaum ein Tag, an dem nicht in den Medien berichtet wird. Die vergangene Woche war eine schlaflose, das Medieninteresse derart groß, dass wir rund um die Uhr beschäftigt waren – alles für Ben und seine Freiheit, die wir nachhaltig zu erkämpfen suchen. So waren wir erst gerade undercover mit Sat.1 auf dem Gelände des Zirkus in Plattling, wozu es später einen großen Bericht im Frühstücksfernsehen gibt. Wir bleiben dran!

Anfang April demonstrieren wir abermals vor dem Zirkus, der nun trotz der unzähligen Skandale der vergangenen Wochen in Altötting gastieren darf. Deggendorf und Osterhofen hatten eine Erlaubnis verweigert, zu Recht. Wir bitten den Zirkus, nicht mehr zu versuchen, Ben juristisch zurückzuklagen und ihn endlich in Frieden ziehen zu lassen. Darüber hinaus fordern wir die Stadt Altötting eindringlich auf, derartigen Zirkussen keine Gastspielgenehmigung zu erteilen und zeitnah ein Wildtierverbot auf den kommunalen Flächen auszusprechen.

Stundenlang trotzen unsere Aktiven der Kälte und machen mit lautstarken Parolen sowie allerlei Kreativem wie Bannern, auffälligen Schildern und einem Bärenkostüm auf ihr Anliegen aufmerksam. Unterstützung bekommen wir aus Nah und Fern. Der Zirkus hingegen ist nur gering besucht. Auch die Presse ist anwesend und berichtet über unsere Demonstration.

Bereits zwei Mal hatte das Verwaltungsgericht in Regensburg die Entscheidung des Landratsamts Deggendorf, den Bär in einem Sofortvollzug wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zu beschlagnahmen, für rechtens erklärt. Nun beschäftigen sich die Richter_innen des Verwaltungsgerichtshofs in München mit dem Fall, denn der bisherige “Besitzer” Bens hat zum dritten Mal eine Beschwerde gegen die Beschlagnahmung eingereicht. Wir stellen unser gesamtes Bild- und Video-Material sowie unsere Aussagen zur Beschlagnahmung zur Verfügung.

Am 21. April ist es, nach langem Warten, soweit, die höchste juristische Instanz Bayerns, der Verwaltungsgerichtshof in München, fällt endlich die finale und erlösende Entscheidung: Bär Ben muss nicht zurück in den Zirkus! Tierfreund_innen deutschlandweit feiern. Nach 20 Jahren Zurschaustellung in der Manege darf Ben nun im Gnadenhof für Bären der Gewerkschaft für Tiere e.V. bei Bad Füssing sein restliches Leben in Ruhe und Frieden gemeinsam mit anderen Bären ohne erzwungene „Kunststückchen“ und triste, einsame Gefangenschaft verbringen. Wir freuen uns sehr für ihn und haben weiterhin unsere Augen vor Ort. Denn der Zirkus macht derweil mit weiteren Skandalen auf sich aufmerksam und droht bereits, sich neue Bären zu holen.

Unser größter Dank gilt dem Veterinär- und Landratsamt Deggendorf für das beherzte Einschreiten, den schnellen Zugriff und das nachhaltige Verteidigen der eigenen Entscheidung bis vor den Verwaltungsgerichtshof in München! Ferner bedanken wir uns bei allen zuständigen Richter_innen in München und Regensburg sowie bei den vielen, v.a. kleinen, Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, die uns unterstützt haben und die durch ihren jahrelangen Kampf für Ben, einen tierfreien Zirkus und Tierrechte diesen Erfolg erst gemeinsam möglich gemacht haben. Indem sie wirklich, wie wir, vor Ort waren und aktiv etwas taten. Mögen die sich feiernden Großen sich ein Beispiel daran nehmen und zurück zu ihren Wurzeln kehren.

Es geht weiter

Die Nachricht, dass Bär Ben in der Auffangstation bleiben darf, nachdem der Zirkus mehrmals versucht hatte, ihn zurückzuklagen, ist eine erlösende. Der Zirkus stellt jedoch auch zahlreiche andere Tiere zur Schau, darunter Kamele, Lamas und Pferde – Tiere, die keine Maschinen oder Entertainer, sondern Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen, denen im Zirkus nicht einmal annähernd nachgekommen werden kann. Ferner hat der Zirkus verlautbaren lassen, sich einfach neue Bären zu besorgen. Wir beehren ihn und die jeweiligen Städte, die sich nicht zu schade sind, dem Skandal-Zirkus (für ein paar Freikarten?) zu hofieren, mit Protesten. Dieser versucht, mit die Medien mit der Tränendrüse für sich zu gewinnen, uns als die “Bösen” darzustellen und davor zu warnen, wie Ben im Bärenpark ohne seine Zirkus eingehen wird. Vergebens, denn: Ben geht es super!

Auch nach dem erlösenden Gerichtsurteil lassen wir nicht locker, denn der Zirkus hält auch noch weitere Tiere als Unterhaltungssklav_innen und gibt es immer wieder Städte, die es sich trotz der ganzen Vorgeschichte nicht nehmen lassen und dem Skandal-Zirkus Gastspiele genehmigen – für uns ein Skandal! Deggendorf und Osterhofen hatten eine Erlaubnis verweigert, zu Recht.

So sammeln wir gleich Ende April 2016 über 50 Protestierende vor Zirkus Louis Knie/Alberti in Mühldorf, worüber auch die Presse berichtet. Anschließend bekommt Waldkraiburg unseren Widerstand zu spüren. Nachweisliche Tierquälerei (nicht nur Bär Ben betreffend) und zahlreiche Straftatbestände wie (Beamten-)Beleidigungen, Bedrohungen, Körperverletzungen und mehrfacher gefährlicher Widerstand gegen die Staatsgewalt in Plattling werden vom Waldkraiburger Bürgermeister Robert Pötzsch (UWG) als “Meinungsmache” unsererseits betitelt. Wir rufen daher zur Mailingaktion und zu einer weiteren Demo auf. Über 50 Aktive finden sich daher Mitte Mai vor dem Zirkus ein. Presse ist anwesend und berichtet über unsere Demonstration, u.a. hier und hier. Wir lassen nicht locker. Ende Mai dann der nächste Protest vor dem Zirkus in Kohlbruck, wo wir uns mit rund 20 Aktiven vor Ort für einen tierfreien Zirkus und gegen die Gastspielgenehmigung aussprechen. Hier ein Presseartikel dazu.

Der Zirkus taucht anschließend einige Zeit ab und ist nun wieder vereinzelt aufgetaucht. Die Proteste werden ihm folgen, auch weil er ein weiteres Verfahren angestrebt hat, das noch läuft.

Wir freuen uns sehr darüber, dass der schüchterne Kerl nicht unnötig abermals eine weite Reise antreten musste, um in einen anderen Bärenpark zu kommen, worin für ihn kein Unterschied aber neuer Stress bestanden hätte. Auch wenn das vielleicht aus Marketingründen von einigen gewünscht gewesen wäre, was für uns nicht nachvollziehbar ist. Die Tierpfleger_innen im Gnadenhof für Bären in Hart bei Bad Füssing kümmern sich liebevoll um Ben. Schon zu Beginn empfing er sie immer sehr herzlich und fröhlich und warf sich an den Zaun, um von ihnen gekrault zu werden. Heute bewegt er sich frei und glücklich auf dem Gelände. Er genießt die Sonne, ausgedehnte Bäder in Tümpeln, Waldboden unter den Pfoten, den Winterschlaf sowie alle Leckereien, die ihm dort geboten werden. Und: Er hat eine Verehrerin, die ein Auge auf ihn geworfen hat.

Endlich darf er ein Leben leben und nicht nur eine traurige Existenz fristen. Aktuelle Aufnahmen zeigen, wie pudelwohl er sich in seinem neuen Zuhause und mit seiner neugewonnen Freiheit fühlt. Uns geht das Herz auf, wenn wir ihn so glücklich baden sehen. Es erfüllt uns mit Stolz, exakt das Richtige getan zu haben. Danke an alle, die sich über Jahre für Ben stark gemacht haben, an alle, die mit uns diese Befreiung verwirklicht haben und herzlichen Dank an den Gnadenhof, dass sie Ben so toll beherbergen! Wir werden ihn in Kürze besuchen, mehr erfahrt ihr dann hier!

Recht spontan wurde die letzte Wochen bekannt, dass am 4.April 2017 das letzte Gerichtsurteil zu Zirkusbär Ben fallen soll. Wir hatten Demos zum Einjährigen des Gerichtsurteils am 21.4. auf dem Schirm, nun müssen wir reagieren und diese vorziehen. Dafür brauchen wir euch! Bitte haltet euch das erste Aprilwochenende schon mal frei. Mehr dazu bald unter Termine.

Um die gerade kursierende Panik etwas zu lindern: Ben ist frei. Die Chancen für den Zirkus, ihn wieder zu bekommen, stehen unserer Einschätzung nach extrem gering. Es geht hier nicht um ein neues Verfahren, wie vielerorts berichtet. Es gab lediglich zwei verschiedene Verfahren damals schon. Das eine, das letztes Jahr gut ausging, ist das, ob die Beschlagnahmung rechtens war. Das zweite geht um die konkreten Bestände und den Verbleib von Ben. Bei ersterem wurde dreifach, von zwei verschiedenen richterlichen Instanzen bescheinigt, dass alles rechtens ablief bei unserer Befreiung. Das Gute: Bei diesem Verfahren sind die Richtenden bereits derart weit gegangen, dass sie für das zweite Verfahren essentielle Punkte vorweggegriffen haben, die alle sagen, dass der Zirkus Ben so niemals wieder bekommt. Er müsste dazu alles ändern und das kann und will er nicht. Daher gehen die Chancen gegen Null.

Einige Tierrechtler_innen wollen am Prozesstag vor dem Gericht demonstrieren, was wir klar ablehnen, da Gerichte unbefangen und unabhängig urteilen sollen, Einflussnahme wird hier absolut nicht gern gesehen. Die Idee kann also gut nach hinten losgehen und dem Zirkus im schlimmsten Fall in die Hände spielen. Auch aufklärungs- und pressetechnisch ist am 4.4. dann schon alles zu spät, das muss vorher passieren. Das wochenende davor bietet sich gut an und wir rufen daher an diesem deutschlandweit zu #FreeBen Infoprotesten und -aktionen auf. Mehr dazu in Kürze, wir sind dran! Bis dahin bitte keine Panikmache und keine wilde Spekulationen, danke!